Massen-E-Mails von Recruiter·innen? Darüber können gefragte IT-ler·innen nur lächeln. Wer sie gewinnen möchte, braucht eine ausgeklügelte Active-Recruiting-Strategie – und das Wissen, was überhaupt erlaubt ist.
Active Sourcing in der IT ist oftmals der einzige Weg, um die begehrten Fachkräfte für sein Unternehmen zu begeistern – schließlich handelt es sich hier um eine Zielgruppe, die nur sehr selten aktiv auf Job-Suche geht.
Gleichzeitig gilt es im Active Sourcing in der IT eine Menge zu beachten – angefangen beim Anschreiben bis hin zu den rechtlichen Rahmenbedingungen beim Abwerben von Mitarbeitenden. In diesem Beitrag erhalten Sie praktische Tipps.
Inhalt
- Wieso ist Active Sourcing in der IT so wichtig?
- 1) Gehen Sie auf jeden Einzelnen ein
- 2) Führen Sie Fachgespräche
- 3) Lernen Sie die Kandidat·innen kennen
- 4) Kontaktieren Sie niemals mehrere Bewerber·innen aus dem gleichen Unternehmen
- 5) Abwerben: Kennen Sie die rechtlichen Rahmenbedingungen
- 6) Planen Sie langfristig und vermeiden Sie es, Druck auszuüben
- 7) Bauen Sie sich einen Talentpool auf
- 8) Beugen Sie dem Abwerben der eigenen IT-Fachkräfte vor!
- 9) Richtig verhalten, wenn Mitarbeitende dennoch gehen möchten
- Was tun, wenn es nicht fair zugeht
- Active Sourcing in der IT – Fazit
Wieso ist Active Sourcing in der IT so wichtig?
Wer eine·n IT-Spezialist·innen für sein Unternehmen gewinnen möchte, der muss in der Regel aktiv werden. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Viele IT-ler·innen sind eher passive Kandidat·innen. Sie bewerben sich nicht von selbst bei einem Unternehmen und sind oft bei der Auswahl ihres Arbeitgebers besonders anspruchsvoll.
Deshalb gehen Recruiter·innen und Personaler·innen auf Karriereplattformen wie XING gezielt auf die Suche nach den gut ausgebildeten Fachkräften. Wollen Sie es ihnen gleichtun? Dann sollten Sie dafür unbedingt die Tipps im Folgenden beachten. Und das richtige Tool zur Verfügung haben.
1) Gehen Sie auf jeden Einzelnen ein
IT-ler·innen bekommen täglich Job-Angebote – manche von Ihnen sogar gleich mehrere pro Tag. Seien Sie sich deshalb sicher, dass sich Programmierer·innen, Webdesigner·innen und App-Entwickler·innen von einem Standard-Anschreiben nicht beeindrucken lassen. Im besten Fall wird es ignoriert, im schlechtesten bleibt Ihr Unternehmen so langfristig in schlechter Erinnerung.
Natürlich dürfen Sie den Kandidat·innen ein höheres Gehalt oder bessere Arbeitsbedingungen anbieten. Anspruchsvolle IT-ler·innen erwarten aber, dass Sie sich im Vorfeld mit ihnen als Person und potenziellem Mitarbeiter·innen auseinandergesetzt haben. Dafür ist im Active Sourcing in der IT zwar etwas Aufwand notwendig, doch dieser lohnt sich.
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Bevor Sie interessante Kandidat·innen also ansprechen, sollten Sie das Profil genau analysieren. Finden Sie interessante Details und Gemeinsamkeiten, auf die Sie in Ihrem Active-Sourcing-Anschreiben Bezug nehmen können? Klasse, dann nichts wie ran an einen wirklich individuellen Einstieg in Ihre Nachricht.
Wählen Sie anschließend eine wertschätzende Ansprache, in der Sie direkt beschreiben, warum Sie dieses Talent besonders spannend finden. Dies steigert die Chance, dass Sie auch tatsächlich eine Antwort bekommen.
Übrigens sollten Sie bereits in einer gegebenenfalls vorhandenen Betreffzeile verdeutlichen, dass es sich um ein individuelles Anschreiben handelt. Eine nichtssagende Betreffzeile kann nämlich dafür sorgen, dass Ihre Nachricht bereits im digitalen Papierkorb landet, noch bevor sie überhaupt geöffnet oder gelesen wurde.
2) Führen Sie Fachgespräche
Wenn möglich, begegnen Sie den Kandidat·innen auf Augenhöhe – auch fachlich. Es ist absolut empfehlenswert, selbst einen IT-Hintergrund zu haben, wenn man solche Kandidat·innen anspricht und für sich gewinnen möchte. Haben Sie das nicht, prüfen Sie, ob die IT-Abteilung in Ihrem Unternehmen den Erstkontakt herstellen kann.

In unserem Beitrag zum Thema Active-Sourcing-Anschreiben von IT-Fachkräften haben wir Ihnen wertvolle Tipps nicht nur zum Anschreiben, sondern auch zur Einbindung Ihrer fachkundigen Kolleg·innen in den Active-Sourcing-Prozess zusammengetragen.
3) Lernen Sie die Kandidat·innen kennen
Haben Sie eine Antwort erhalten, gilt es, die Kandidat·innen kennenzulernen. Das bedeutet, dass Sie sich mit ihnen tiefgehend unterhalten sollen: Was motiviert sie an ihrer Arbeit? Wo haben sie Verbesserungswünsche?
Ein solches Gespräch setzt natürlich ein hohes Maß an Vertrauen voraus, das Sie sich langfristig erarbeiten müssen. Positiv: Haben Sie dieses Wissen erst einmal gewonnen, können Sie den Kandidat·innen genau mit dem Mehrwert überzeugen, in Ihrem Unternehmen zu arbeiten, den sie sich wünschen.
Dafür gilt es, dass Sie in der gesamten Unterhaltung entsprechend diskret und verbindlich auftreten. Besonders erfolgreiche Active-Recruiter·innen beispielsweise verstehen Ihre Rolle insofern, als dass Sie Talente mit interessanten Möglichkeiten in Verbindung bringen. Wenn Sie dieses Verständnis glaubhaft vermitteln, können Sie sich nachhaltig von Ihrem Mitbewerb im Buhlen um die besten IT-Talente abheben.
4) Kontaktieren Sie niemals mehrere Bewerber·innen aus dem gleichen Unternehmen
Wichtig ist, dass Ihre jeweiligen Kandidat·innen jeweils das Gefühl haben sollten, dass Sie es genau auf sie abgesehen haben. Kontaktieren Sie deshalb besser niemals mehrere Kandidat·innen, die aktuell im selben Unternehmen beschäftigt sind. Sonst könnte Ihre Strategie leicht auffliegen. Und grundsätzlich gesprächsbereite IT-Fachkräfte schnell vergraulen.
Außerdem wichtig: Haben Sie Kandidat·innen von Ihrem Unternehmen überzeugt und sie werben während eines laufenden Vertrages bei einem anderen Unternehmen weitere Kolleg·innen ab, so verletzen diese damit ihre arbeitsvertragsrechtlichen Treuepflichten. Andererseits: Natürlich darf er seinen Kolleg·innen von dem bevorstehenden Stellenwechsel berichten und auch die Gründe dafür nennen.
5) Abwerben: Kennen Sie die rechtlichen Rahmenbedingungen
Bei der Suche nach neuen Mitarbeiter·innen gilt grundsätzlich das Prinzip des freien Wettbewerbs: Kandidat·innen dürfen gesucht und abgeworben werden. So hat es der Bundesgerichtshof in seiner Rechtsprechung deutlich gemacht. Gesetzeswidrig sind Maßnahmen, mit denen Recruiter·innen Personal abwerben wollen, also nicht. Trotzdem ist beim Abwerben längst nicht alles erlaubt.
Denn das Abwerben ist nur zulässig, solange die Abwerbung nicht gegen das „Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb“ verstößt. Das bedeutet: Wenn die Absicht Ihrer Abwerbung ist, ein Unternehmen, mit dem Sie in Konkurrenz stehen, gezielt zu schwächen, dann ist dies nicht erlaubt. Gleiches gilt, wenn Sie Kandidat·innen abwerben, um Betriebsgeheimnisse aus dem Unternehmen zu erfahren.
Ähnliches gilt, wenn Sie mit einem Unternehmen in einem Geschäftsverhältnis stehen: Dann kann das Abwerben ebenfalls als unlauterer Wettbewerb ausgelegt werden. Hier sollten Sie im Zweifelsfall Rechtsexpert·innen zurate ziehen, um verbindliche Rahmenbedingungen für das Abwerben von Mitarbeitern in Ihrem Unternehmen zu verankern.
6) Planen Sie langfristig und vermeiden Sie es, Druck auszuüben
Wie schon erwähnt, benötigt Active Sourcing in der IT Zeit. Nur in den allerseltensten Fällen wird es möglich sein, kurzfristig eine freie Stelle auf diesem Wege zu besetzen. Ihr Ziel sollte stattdessen sein, eine langfristige Beziehung zu interessanten Kandidat·innen aufzubauen.
Drängen Sie dabei keinesfalls, eine Stelle anzunehmen, sondern bleiben Sie in einem guten und regelmäßigen Kontakt. Geben Sie das Gefühl, wirklich an den Kandidat·innen und ihren Persönlichkeiten interessiert zu sein. So sind sie viel eher dazu bereit, eines Tages eine von Ihnen angebotene Stelle anzunehmen.
7) Bauen Sie sich einen Talentpool auf
Mit der Zeit werden Sie, wenn Sie eine wirklich langfristige und nachhaltige Active-Sourcing-Strategie verfolgen, eine ganze Reihe potenzieller und hochqualifizierter Kandidat·innen sammeln.
Diese zu „verwalten“ gelingt am besten mithilfe eines Talentpools, so wie Sie ihn im onlyfy TalentManager nutzen können. Auf diese Weise sind Sie bestens für die Zukunft gerüstet, sobald eine IT-Stelle in Ihrem Unternehmen frei wird.
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8) Beugen Sie dem Abwerben der eigenen IT-Fachkräfte vor!
Zuallererst: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiter·innen zufrieden sind. Glückliche Mitarbeiter·innen haben keinen Grund, ihr Unternehmen zu verlassen und geben anderen Headhunter im Active Sourcing in der IT keine Chance.
Flexible Vergütungsmodelle, bei denen Sie beispielsweise eine Einmalzahlung vereinbaren, wenn die Mitarbeiter·innen eine bestimmte Zeit im Unternehmen bleiben, können ebenfalls für eine niedrigere Fluktuation sorgen.
Zu den weiteren Maßnahmen, die wir Ihnen hier der Vollständigkeit halber noch vorstellen möchten, sollten Sie hingegen nur sehr bedacht greifen. Dazu zählen beispielsweise ein Wettbewerbsverbot, das es Mitarbeitenden verbietet, eine Anstellung bei einem Konkurrenzunternehmen anzunehmen.
Auch eine lange Kündigungsfrist kann eine Option sein, um es anderen Unternehmen schwer zu machen, die eigenen Mitarbeiter·innen abzuwerben.
9) Richtig verhalten, wenn Mitarbeitende dennoch gehen möchten
Suchen Sie das Gespräch! Bevor Sie verdiente Mitarbeitende einfach so aufgeben, sprechen Sie mit ihnen über ihre Beweggründe und zeigen Sie auch die negativen Seiten des Wechsels auf. Überlegen Sie gemeinsam, was Sie bieten müssten, um sie zu halten. Neue Herausforderungen oder ein höheres Gehalt können verlockend sein.
Geben Sie Ihren Mitarbeitenden mit Wechselgedanken nach dem ersten Gespräch Bedenkzeit und vereinbaren Sie einen Anschlusstermin. Für die dazwischenliegende Zeit sollten Sie Stillschweigen vereinbaren. Konnten Sie Ihre Mitarbeitenden trotz eines persönlichen Gespräches und weiterer Anreize nicht halten, schmerzt das natürlich.
Vergessen Sie aber nicht, dass die Entscheidung nicht zwangsläufig mit Ihrer Arbeitgeberattraktivität zusammenhängen muss, sondern auch ganz persönliche Gründe haben kann. Und denken Sie auch daran, dass man mit einem fairen Abschied auch die Chance auf ein Comeback vergrößert.
Was tun, wenn es nicht fair zugeht
Was aber können Sie tun, wenn Sie der Überzeugung sind, dass ein·e Mitarbeiter·in Ihres Unternehmens unzulässig abgeworben wurde? Ganz machtlos sind Sie jedenfalls nicht. Können Sie beweisen, dass das Konkurrenzunternehmen unzulässige Ziele verfolgt hat, dann könnten Sie Schadensersatzansprüche geltend machen.
Auch eine Unterlassungsklage oder ein Beschäftigungsverbot für die betroffenen ehemaligen Mitarbeitenden wäre möglich. Letzteres bedeutet, dass der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin eine bestimmte Zeit nicht für das neue Unternehmen arbeiten darf – andernfalls haben Sie als ehemalige·r Mitarbeiter·in ein Anrecht auf Schadensersatz.
Active Sourcing in der IT – Fazit
Um IT-Fachkräfte für Ihr Unternehmen zu gewinnen, kommen Sie in der Regel kaum daran vorbei Active Sourcing in der IT zu betreiben. Dabei gilt es, dass Sie sich ausreichend Zeit nehmen, um eine wirklich individuelle und wertschätzende Ansprache zu formulieren.

Zudem werden Sie sich höchstwahrscheinlich mit dem Thema Abwerbung auseinandersetzen müssen. Das Gros der IT-Fachkräfte befindet sich schließlich in einer aufrechten Beschäftigung – Sie müssen also aufzeigen, was Sie als Unternehmen Besseres bieten können.
Wichtig ist hier auch, dass Sie sich stets im Rahmen des rechtlich Zulässigen bewegen. Zudem sollten Sie auch intern Vorkehrungen treffen, um dem Abwerben Ihrer eigenen Mitarbeitenden proaktiv vorzubeugen. Das entscheidende Stichwort: Mitarbeiterzufriedenheit.
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