Active Sourcing ist kein Sprint: 7 Argumente für eine langfristige Strategie

Michael Rothschädl
6 min.

Viele Unternehmen haben erkannt, dass Active Sourcing aus einer modernen Recruiting-Strategie eigentlich nicht mehr wegzudenken ist. Die Vorteile der Direktansprache liegen auf der Hand: Sie nehmen Ihren Recruiting-Erfolg selbst in die Hand und sprechen aktiv jene Talente an, die Sie gerne für Ihr Unternehmen gewinnen möchten. Damit reduzieren Sie aktiv die Time-to-Hire und erhöhen gleichzeitig den Cultural Fit Ihrer Kandidat·innen.

Gleichzeitig machen viele Unternehmen einen Fehler: Sie betrachten das Active Sourcing als einen Sprint, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn eine knifflige Stellenbesetzung ansteht. Und genau dieses Verständnis ist grundlegend falsch.

Vielmehr gilt es, die Direktansprache als langfristigen, strategischen Kanal zu betrachten. Zusammen mit Active-Sourcing-Expertin Kristin Geiger vom onlyfy TalentService liefern wir Ihnen sieben Argumente, wieso Active Sourcing ein Marathon ist. Und kein Sprint.

Inhalt

1. Active Sourcing als strategische Entscheidung

Zunächst einmal ist es wichtig anzumerken, dass Sie Active Sourcing nicht auf Halbmast betreiben können. „Vielmehr stellt es eine strategische Entscheidung dar, die Direktansprache als Recruiting-Kanal für sich zu erschließen“, betont Kristin.

Dementsprechend sollten Sie sich im Klaren sein, dass Sie in Ihrem Team kontinuierlich Ressourcen für das Active Sourcing binden werden. Und dass Aufbau und Implementierung schlussendlich maßgeblich über den Erfolg Ihrer Direktansprache entscheiden werden.

Die richtigen Suchbegriffe, die richtige Ansprache, die richtigen Kanäle, die richtige Verwendung von Data-driven-Recruiting: Im Active Sourcing ist die Erfahrung entscheidend. Die gute Nachricht: Sie werden kontinuierlich besser. Garantiert.

In dieselbe Kerbe schlägt auch Kristin: „Ich bin davon überzeugt, dass sich dieser Aufwand lohnt. Ziemlich exakt die Hälfte der Talente möchte lieber direkt angesprochen werden als sich selbst zu bewerben. In vielen Bereichen ist diese Zahl noch höher. Hier müssen Unternehmen im Recruiting ansetzen.“

Pro Tipp

In Zeiten von Fachkräftewandel, Wertewandel & Co müssen Sie sich im Recruiting breit aufstellen. Es braucht eine sinnvolle Kombination aus aktiven und passiven Kanälen – aus zielgerichteter Reichweite mittels Stellenanzeigen und treffsicherer Suche nach geeigneten Talenten im Active Sourcing.

2. Die Beziehungspflege ist das A und O

Die eine Sache ist es, konkret für eine neue Vakanz nach geeigneten Talenten zu suchen und diese anzusprechen. Die andere ist es aber, was Sie mit diesen Talenten machen, sollte sich eine Zusammenarbeit zum jetzigen Zeitpunkt nicht ergeben.

„Aus meiner Sicht ist die Beziehungspflege im Active Sourcing das A und O. Melden Sie sich regelmäßig bei den Talenten in Ihrem Pool: Fragen Sie aktiv nach Updates, gratulieren Sie zum Geburtstag oder teilen Sie Neuigkeiten aus Ihrem Umfeld“, betont Kristin. „Diese stärkere Bindung wird sich früher oder später garantiert als nützlich erweisen.“

Suche überspringen & Talente direkt auswählen

Mit dem onlyfy TalentService finden unsere Recruiting-Profis Ihre Wunschtalente für Sie. So einfach und schnell war Active Sourcing noch nie.

Aber nicht nur die Beziehungspflege durch aktive Kontaktaufnahme – etwa via Telefon oder Direktnachricht – stellt eine wichtige Komponente dar, wie Kristin betont: „Wichtig ist auch, dass Sie selbst aktiv posten und Neuigkeiten aus Ihrem Unternehmen teilen. So kommen Talente in Ihrem Netzwerk kontinuierlich mit Ihrer Arbeitgebermarke in Berührung.“

Pro Tipp

Die Arbeit mit Ihrem Netzwerk kann schnell unübersichtlich werden. Hier sollten Sie äußerst strukturiert vorgehen. Setzen Sie sich Reminder, um sich bei ansprechenden Talenten zu melden. Scrollen Sie durch Ihren XING Feed, um immer wieder Anknüpfungspunkte für ein Gespräch mit Ihrem Netzwerk zu finden.

3. Die richtigen Kanäle wählen

In der Regel lohnt es sich, sich bereits vorab für die Kandidat·innen-Suche für einige wenige Kanäle zu entscheiden. So fokussieren Sie Ihre Ressourcen und machen sich mit den Eigenheiten der verschiedenen Kanäle vertraut.

„Der Aufbau eines neuen Netzwerks im Active Sourcing ist ein fordernder Prozess. Jedes Netzwerk tickt anders, in jedem Netzwerk sind Talente mit anderen Erwartungen unterwegs“, erklärt Kristin. „Es benötigt Zeit und Erfahrung, um auf neuen Plattformen richtig zu suchen. Und in der Ansprache den richtigen Ton zu treffen.“

Folgende Kanäle eignen sich besonders gut für Active Sourcing:

  • XING
  • Facebook
  • Github
  • Stack Overflow

Active-Sourcing-Lösungen, wie etwa der onlyfy TalentManager, erlauben Ihnen in der Regel außerdem, gewisse Suchen zu speichern. Damit können Sie in Zukunft noch effizienter nach geeigneten Talenten suchen. Insbesondere, wenn Sie immer wieder ähnliche Profile suchen.

Pro Tipp

Fokussieren Sie sich in Ihrer täglichen Active-Sourcing-Tätigkeit auf einige wenige Kanäle, um hier bestmöglich auftreten zu können. Weitere Kanäle einfach nur situativ einzusetzen, wird nicht funktionieren. Vielmehr sollten Sie sich jedes Mal ausgiebig mit den Eigenheiten des Kanals vertraut machen.

4. Bauen Sie Ihr Netzwerk aus

Active Sourcing als Aufgabengebiet erfreut sich bei Recruiter·innen großer Beliebtheit. Aus gutem Grund: Denn hierbei handelt es sich um eine Methode, bei der der Austausch mit Kandidat·innen im Zentrum steht.

„Ihre Fähigkeiten in der Gesprächsführung sollten Sie aber nicht nur dazu verwenden, Talente von Ihrem Stellengesuch zu überzeugen“, betont Kristin. „Sie sollten sich außerdem darum bemühen, Ihr Netzwerk kontinuierlich auszubauen. Bitten Sie Talente um deren Kontaktdaten und/oder Unterlagen und bleiben Sie in stetigem Austausch.“ Denn eines steht fest: Man sieht sich immer zweimal im (Business)-Leben.

Pro Tipp

Ein starkes Netzwerk, das gut gepflegt ist, ist Ihr höchstes Gut im Active Sourcing. Entsprechend viel Zeit sollten Sie in den Aufbau, die Pflege und die Bespielung Ihres Netzwerks investieren.

5. Demokratisierung im Active Sourcing

Um im Active Sourcing nachhaltig Erfolg zu haben, sollten Sie diesen Kanal als Team-Anstrengung ansehen. Beziehen Sie nicht nur Ihre Kolleg·innen im Recruiting mit ein, sondern auch die Hiring Manager Ihres Unternehmens.

„Immer mehr Talente schätzen es sehr, wenn Sie bereits in der Direktansprache mit Ihren potenziell zukünftigen Vorgesetzten in Kontakt kommen“, erklärt Kristin. „Als Active-Sourcing-Expert·in nehmen Sie deshalb immer öfter eine Coaching-Rolle ein und befähigen Hiring Manager in der zielgerichteten Active-Sourcing-Kommunikation.“

In der Praxis könnten Sie als Active-Sourcing-Spezialist·in Ihren Hiring Managers etwa eine Liste mit von Ihnen gesourcten Kandidat·innen zukommen lassen, die diese dann selbst aktiv ansprechen. „Das ist natürlich eine äußerst authentische Form der Kandidat·innen-Ansprache, die von den Talenten sehr geschätzt wird.“

Pro Tipp

Die Rolle der Hiring Manager in der Active-Sourcing-Kommunikation wird kontinuierlich wichtiger. So könnten Sie etwa in Betracht ziehen, das Profil der zukünftigen Führungskraft bereits in der Direktansprache zu inkludieren. Das hebt die gesamte Kommunikation auf ein neues Level.

6. Maximal effizient mit einem starken Talent-Pool

Der Aufbau eines starken Talent-Pools ist aus dem Active Sourcing eigentlich nicht mehr wegzudenken. Dieser birgt für Sie mannigfaltige Vorteile, wie Kristin betont: „Sie haben etwa gesammelten Zugriff auf die Daten potenzieller Kandidat·innen, die Sie für sich durchsuchen können.“

So müssen Sie nicht jede Suche von Grund auf beginnen, sondern bauen sich eine effiziente Talente-Pipeline auf. Der onlyfy TalentManager unterstützt Sie dabei: Erstellen Sie individuelle Talent-Pools oder nutzen Sie automatisch befüllte Smart-Pools. So besetzten Sie offene Stellen noch schneller.

Pro Tipp

Pflegen Sie Ihre Talent-Pools aktiv. Setzen Sie sich Notizen zu den Talenten, die in der Zukunft hilfreich sein könnten. Und lassen Sie sich regelmäßig automatisch informieren, wenn sich bei den Talenten etwas geändert hat. Etwa, wenn diese ihren Status auf „Job-suchend“ ändern.

7. Eigentlich ist es ja wie im Dating

Was auf den ersten Blick irritierend klingt, trifft bei genauerer Betrachtung eigentlich perfekt zu: Active Sourcing und Dating haben so einiges gemein. „Behandeln Sie Ihre Talente, als wären Sie mit Ihnen auf einem Date. Fragen Sie, wie Sie unterstützen können. Und melden Sie sich regelmäßig“, betont Kristin.

Das bedeutet etwa auch, dass Sie ganz offen und proaktiv kommunizieren, wenn der Bewerbungsprozess bei Ihnen im Unternehmen etwas länger dauern sollte. „Denn das ist weitaus besser, als das Talent hört drei Wochen nichts von Ihnen“, unterstreicht Kristin.

Pro Tipp

Die menschliche Beziehung zwischen Ihnen und Ihren Talenten steht im Active Sourcing im Zentrum. Hier sollten Sie nicht nur viel Zeit und Herzblut investieren, sondern insbesondere auf die persönlichen Bedürfnisse der Talente eingehen. Es lohnt sich.

Fazit

Die Suche und Ansprache geeigneter Kandidat·innen im Active Sourcing ist gewissermaßen nur die Spitze des Eisbergs. „Einen wesentlichen Teil Ihrer Zeit sollten Sie in den Aufbau Ihres Netzwerks, in die Beziehungspflege und in die Aktualisierung Ihrer Talent-Pools investieren“, betont Kristin.

Denn das nimmt zwar auf der einen Seite Zeit in Anspruch, auf der anderen Seite sparen Sie diese dann, wenn Sie eine offene Stelle zu besetzen haben. „Sie können mit den Talenten bereits auf einer völlig anderen Ebene ins Gespräch einsteigen und haben den Vorteil, dass diese Ihnen bereits vertrauen.“

Active Sourcing ist also jedenfalls ein Marathon und kein Sprint, für den Sie die Laufschuhe alle paar Wochen zur Besetzung einer neuen Vakanz aus dem Schrank kramen. Active Sourcing ist ein kontinuierlicher Aufwand. Der sich lohnt. Das steht fest.

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