Recruiting-Wissen

Cultural Fit im Recruiting: Warum dieselben Werte wichtig sind

Yee Wah Tsoi
4 min.

Neben Qualifikation und Lebenslauf gewinnt ein Faktor immer mehr Bedeutung bei der Personalsuche: der Cultural Fit im Recruiting. Kein Wunder, denn wenn Bewerber·innen und Unternehmen perfekt zusammenpassen, ist das die beste Basis für den gemeinsamen Erfolg.

„Hire for attitude and train for skills“ lautet heutzutage das Motto für Neueinstellungen. Es will sagen: Fähigkeiten können die Kandidat·innen lernen, die richtige Einstellung aber sollten die Bewerber·innen besser schon mitbringen. 

Dass Firmen heute auf den Cultural Fit im Recruiting setzen, also die größtmögliche Schnittmenge in den Werten von Arbeitgeber·innen und Arbeitnehmern zu priorisieren, hat gute Gründe: 

1) Gemeinsame Werte sind das entscheidende Auswahlkriterium für Bewerber·innen

Millennials fragen nicht mehr: „Wo finde ich einen Job?“, sondern „Welches Unternehmen ist es wert, dass ich für es arbeite?“ Und dabei lassen sie sich nicht mehr bloß mit einem attraktiven Gehalt locken. Für die jungen Bewerber·innen ist der Cultural Fit das entscheidende Auswahlkriterium geworden.

Recruiter·innen, die sich dessen bewusst sind, investieren daher gezielt in die Kommunikation der Unternehmenswerte. Und liefern gleich zu Beginn der Candidate Journey Informationen, die dem potenziellen Kandidaten oder der potenziellen Kandidatin einen guten Eindruck vom Arbeitsalltag im Unternehmen liefern: Wie sieht die Arbeitsumgebung aus? Wer sind die Kolleg·innen? Wie ist die Struktur des Unternehmens? 

Die Einarbeitung neuer Mitarbeiter·innen stellt in der Corona-Krise eine Herausforderung dar

2) Das Onboarding gelingt besser

Wenn der neue Mitarbeiter oder die neue Mitarbeiterin von Anfang an das Gefühl hat, dass es mit ihm oder ihr und dem Unternehmen einfach stimmt, dann ist der Start in den Job wesentlich entspannter. Ideal ist, wenn er zuvor bereits alle notwendigen Informationen bekommen hat, um direkt mit der Arbeit zu starten. Findet er sich schnell zurecht, dann arbeitet er von Beginn an produktiv. 

Hierfür sollten Sie einerseits ein strukturiertes Onboarding bieten, andererseits profitieren Sie bereits in diesem Zusammenhang von einem höheren Cultural Fit. Denn eine kulturelle Heranführung an das Unternehmen ist für wirklich passende Mitarbeitende selten wirklich umfassend notwendig.

3) Cultural Fit sorgt für besseres Betriebsklima

Aber auch nach der Onboarding-Phase ist das Gefühl, perfekt in die Arbeitsumgebung zu passen und gut mit den Kolleg·innen auszukommen, die beste Voraussetzung für die größtmögliche Leistung des Einzelnen. Je besser das Betriebsklima und je glücklicher der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin ist, desto höher ist die Motivation, das Engagement und die Leistung. 

Es liegt doch auf der Hand: Mitarbeitende, die in einem Umfeld arbeiten, das Ihre Wertvorstellungen und Bedürfnisse teilt, fühlen sich einfach wohler. Das wiederum erhöht das Wir-Gefühl und führt schließlich dazu, dass Mitarbeite zufriedener und motivierter im Job sind. Mit positiven Auswirkungen für die Produktivität in Ihrem Betrieb.

4) Cultural Fit im Recruiting birgt geringeres Risiko für ein Mismatch

Für ein Unternehmen ist jede Mitarbeitergewinnung eine Investition: in das Anwerben, die Auswahl, das Onboarding und die eventuelle Weiterbildung. Wenn nun das Unternehmen und Mitarbeiter·in aber gar nicht zusammenpassen, dann ist die Gefahr hoch, dass der oder die Neue das Unternehmen in den ersten 18 Monaten wieder verlässt. Und das rüttelt an der Produktivität des gesamten Teams.

Fehlbesetzungen und eine hohe Fluktuation kommen das Unternehmen deshalb teuer zu stehen. Zahlreiche Studien haben ergeben, dass Mitarbeiter·innen, bei denen der Cultural Fit stimmt, der Firma auch langfristig erhalten bleiben. 

5) Zur Unternehmenskultur zu passen, wird wichtiger sein als das Fachwissen  

Zusammen mit dem bekannten Trendforscher Prof. Peter Wippermann hat XING anlässlich des 15-jährigen Jubiläums 15 Trends zur Arbeitswelt 2033 erarbeitet und hierzu die Meinung von Mitgliedern und Personalverantwortlichen abgefragt.

So zeigt sich, dass 84 Prozent der befragten Recruiter·innen Bewerber·innen schon wegen fehlendem Cultural Fit abgesagt haben. Rund sieben von 10 Befragten (69 Prozent) erwarten, dass Unternehmen künftig diese Passung systematisch in jedem Recruiting-Prozess prüfen werden. 

Was Sie in Hinblick auf den Cultural Fit im Recruiting wissen sollten

Es ist selten getan, wenn Sie einige Fragen zu den kulturellen Vorstellungen Ihrer Bewerbenden ins Vorstellungsgespräch inkludieren. Das ist ein wichtiger Punkt mit Blick auf den Cultural Fit im Recruiting, es ist aber auch nur die halbe Miete.

Vielmehr beginnt ein ganzheitliches Verständnis weitaus früher: konkret bereits im Employer Branding. Hier sollten Sie nämlich dafür sorgen, dass Ihre Unternehmenskultur für Interessent·innen und Bewerbende bereits vorab greifbar wird.

So stellen Sie bereits vorab sicher, dass jene, die sich bei Ihnen bewerben, grundsätzlich eher zu Ihrer Kultur im Betrieb passen. Mit äußerst positiven Auswirkungen auf den Cultural Fit.

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