Der Fachkräftemangel im Staatsdienst ist groß, doch vor allem in den letzten Jahren sind Bewerber·innen verstärkt auf der Suche nach Stellen im Öffentlichen Dienst. Öffentliche Arbeitgeber haben so die Chance, deutlich mehr qualifiziertes Personal zu bekommen – wenn sie wissen, wo sie am besten auf sich aufmerksam machen können. onlyfy verrät Ihnen, was jetzt im Recruiting zählt.
Gute Nachrichten für Recruiter·innen bei der Personalsuche im Öffentlichen Dienst: 24 Prozent der Befragten finden laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Trendence Jobs bei „Vater Staat“ attraktiver als zuvor. Und 75 Prozent der Befragten können sich sogar vorstellen, zu einem öffentlichen Arbeitgeber zu wechseln. Letzteres belegt eine Umfrage von onlyfy unter rund 1000 Deutsche im Alter von 18 bis 45 Jahren.
Dieser Trend ist ein wahrer Segen für den Öffentlichen Dienst, der in Deutschland, Österreich und teilweise auch in der Schweiz bereits heute unter einem starken Fachkräftemangel leidet und einem noch deutlich stärkeren entgegenblickt.
Faktor Fachkräftemangel in Deutschland
In Deutschland sind rund 5 Millionen Beschäftigte und damit mehr als jede·r zehnte Arbeitnehmer·in bei Deutschlands größtem Arbeitgeber tätig. Die Einsatzbereiche sind vielfältig – allein im Bereich der Finanzverwaltung und -wirtschaft arbeiten allein fast 200.000 Mitarbeiter·innen. Insgesamt verteilen sich die Beschäftigten jeweils zur Hälfte auf den Bund zusammen mit den Kommunen und der Sozialversicherung sowie auf die Länder.
Der Fachkräftemangel ist dabei immens: Schon heute fehlen im Öffentlichen Dienst rund 300.000 Beschäftigte – im Jahr 2030 werden es schätzungsweise 840.000 sein, so McKinsey. PwC spricht sogar von 1 Million fehlender Fachkräfte.
Demografischer Wandel als Ursache
Die Gründe für den demografischen Wandel liegen im hohen Altersdurchschnitt der Beschäftigten und den geburtenschwächeren Jahrgängen, die nun nachrücken. Aktuell ist mehr als jede·r vierte Beschäftigte im Öffentlichen Dienst älter als 55 Jahre – bezogen auf alle sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist es nur jeder Fünfte.
Davon arbeiten 30 Prozent in der Finanzverwaltung, 31 Prozent in der Politischen Führung und zentralen Verwaltung, 36 Prozent in der Finanzwirtschaft und sogar 39 Prozent im Verkehrs- und Nachrichtenwesen.
Schätzungen gehen entsprechend davon aus, dass in den kommenden 10 Jahren ca. 27 Prozent und in den nächsten 20 Jahren sogar 54 Prozent der Beschäftigten altersbedingt aus dem Dienst scheiden. Bei den Bundesbeamt·innen werden in den nächsten 20 Jahren sogar 60 Prozent ihren Ruhestand antreten.
Der Fachkräftemangel im Öffentlichen Dienst in Österreich
Ein ähnliches Bild zeigt der Blick nach Österreich. Dort arbeiten 780.000 Arbeitnehmer·innen im Öffentlichen Dienst. Dabei wird davon ausgegangen, dass in den nächsten 12 Jahren die Hälfte der Beschäftigten altersbedingt aus dem Dienst austreten wird. Und weil fast jeder dritte Beschäftigte Akademiker ist, ist der Bedarf an Hochschulabsolventen zukünftig besonders hoch.

Fachkräftemangel in der Schweiz nicht so stark
Einzig die Schweiz steht im Ländervergleich der DACH-Gruppe gut da. Seit einem Volksentscheid im Jahr 2000 wurde das Beamtentum insgesamt stark reduziert, sodass im Vergleich mit den anderen beiden Ländern weniger Beamte und Beamtinnen für den Staat arbeiten. Gleichzeitig wird in der Schweiz damit gerechnet, dass bis 2045 die Beschäftigtenzahl sogar weiter steigen soll.
Ganz frei von der Konkurrenz um begehrte Talente ist das Land aber nicht: Gerade technische Fachkräfte und Ingenieure sind gefragt und auch in den Bereichen Unterricht / Bildung sowie im Management ist der Bedarf an qualifizierten Kräften groß.
Personalsuche im Öffentlichen Dienst: So gewinnen Sie neue Fachkräfte
Arbeiten Sie selbst als in der Personalsuche im Öffentlichen Dienst? Dann sollten Sie die Gunst der Stunde jetzt unbedingt nutzen. Dafür ist es wichtig, als öffentlicher Arbeitgeber im ersten Schritt genau zu analysieren, wo Ihre Zielgruppe nach neuen Herausforderungen Ausschau hält:
Nutzen Sie Jobportale
54 Prozent suchen in Online-Stellenbörsen nach neuen Jobs, unter den Studierenden ist es jede·r Dritte.
Mit Ihrer Präsenz auf Jobportalen, wie z. B. XING punkten Sie bei potenziellen Kandidat·innen am stärksten, wenn Sie sich gegenüber der privatwirtschaftlichen Konkurrenz deutlich positionieren:
- Argumentieren Sie gezielt gegen die Vorurteile gegenüber dem Öffentlichen Dienst
Arbeitszeitmodelle sind unflexibel, der Arbeitsalltag immer gleich? Diese Vorurteile halten sich hartnäckig. Erzählen Sie Bewerber·innen daher gezielt, was Sie anders machen und was die Kandidat·innen bei Ihnen erwarten dürfen. Wichtig: Halten Sie Ihre Versprechen auch!
- Präsentieren Sie sich dem Nachwuchs als moderne·r Arbeitgeber·in
Gerade junge Menschen wissen häufig gar nicht, wie vielfältig der Öffentliche Dienst ist. Gewinnen Sie mit gelungenem Employer Branding Schüler·innen und Studierende für Praktika und als Werkstudent·innen, damit sie erleben können, wie attraktiv der Arbeitsalltag sein kann.
- Punkten Sie mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Ein großer Vorteil des Öffentlichen Dienstes ist, dass Arbeitnehmer·innen Beruf und Privatleben gut miteinander in Einklang bringen können. Setzen Sie auf diesen Punkt und kommunizieren Sie ihn aktiv. Auch auf diese Weise etablieren Sie sich als attraktiver Arbeitgeber.
Erstellen Sie eine attraktive Unternehmensseite
Auch die Webseite des potenziellen Arbeitgebers spielt bei der Jobsuche eine wichtige Rolle: 38 Prozent der Befragten und 27 Prozent der Studierenden informieren sich hier über neue Jobs. Als alleiniger Kanal sollte der digitale Unternehmensauftritt aber nicht eingesetzt werden, damit Sie auch wechselwillige Kandidat·innen erreichen, die Sie noch nicht kennen.
Stellenanzeigen von Zeitungen
Immerhin 29 Prozent der Jobsuchenden werfen auch heute noch einen Blick in die Zeitung, wenn Sie einen neuen Job finden möchten.
Dementsprechend kann es sich für Sie in der Personalgewinnung durchaus rechnen, wenn Sie neben der Veröffentlichung Ihrer Vakanzen auf digitalen Börsen auch auf Zeitungsinserate setzen.
Setzen Sie auf persönliche Empfehlungen
Neben den klassischen Recruiting-Kanälen spielen auch persönliche Empfehlungen eine wichtige Rolle bei der Gewinnung von Bewerber·innen: 19 Prozent der Studierenden informieren sich bei persönlichen Kontakten und jeder Dritte bei Familie und Freunden über attraktive Arbeitgeber. Weitere 34 Prozent der Befragten geben an, dies in Zukunft tun zu wollen.
Gezielt fördern können Sie diese Empfehlungen, indem Sie Praktikumsplätze vergeben und Werkstudent·innen einstellen. Diese bleiben Ihnen im Idealfall nicht nur selbst nach ihrem Abschluss erhalten, sondern berichten von ihren positiven Erfahrungen wiederum auch Freunden und Bekannten.
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