Recruiting wird immer mehr zum strategischen Erfolgsfaktor im Unternehmen. Eine Rollenanpassung der Recruiter·innen ist dabei ein entscheidender Schritt. Die Arbeit wird strategischer und sie transformieren sich mehr und mehr zu Business Leader·innen. Eine enge Zusammenarbeit mit der Unternehmensführung rückt dabei immer stärker in den Fokus. Gemeinsam verhandeln sie über Gehälter, feilen an der Arbeitgebermarke oder suchen nach Wegen, kritische Kompetenz-Lücken zu schließen. Doch wie sieht das in der Praxis aus?
Vier Recruiting-Profis im Panel auf der NWX
Im Rahmen der diesjährigen New Work Experience, haben vier waschechte Recruiting-Profis in dem Panel „Rollentransformation: Von Recruiter·innen zu Business Leader·innen“ gemeinsam miteinander diskutiert.
Mit dabei waren Dr. Magdalena Faulmüller von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO, Veronika Gersdorf von der Premium Fitnessstudio-Kette Holmes Place Germany, Björn Boldt, vom Fashion-E-Commerce-Shop ABOUT YOU und Martha Meyer aus unserem eigenen Haus, der New Work SE.
Dieser Blog-Artikel liefert einen kurzen Recap zu den spannendsten Diskussionspunkten sowie den geteilten Insights der Recruiting-Profis.

Rollentransformation im Recruiting
Fachkräftemangel, demografischer Wandel, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz – all diese Faktoren wirken auf den Arbeitsmarkt ein. Diese Veränderungen bedeuten vor allem im Recruiting ein kontinuierliches Umdenken. Während in den letzten Jahren Recruiting immer mehr zum strategischen Erfolgsfaktor von Unternehmen wurde, hat sich damit auch die Rolle stark gewandelt. Denn früher wurden Recruiter·innen häufig nur als Verwalter·innen gesehen.
Björn von ABOUT YOU berichtet: „Recruiting hat in den letzten Jahren eine enorme Wertsteigerung erfahren. Sie können das coolste Produkt haben, aber wenn Ihre Mitarbeitenden nicht hinter Ihnen stehen und Sie nicht die passenden Talente finden, hilft das auch nichts. Recruiting ist somit ganz klar ein strategischer Erfolgsfaktor.“
Dr. Magdalena Faulmüller von BDO ergänzt: „Von Verwalter·innen hin zu Gestalter·innen – das ist gar nicht so einfach und selbstverständlich in einigen Unternehmen. Bei uns hatte ich das große Glück, dass ich direkt von Anfang gestalten durfte. Das hat aber auch viel Arbeit mit sich gebracht. Ich habe darauf hingearbeitet, dass überall verstanden wird, dass Recruiting rechtzeitig eingebunden werden muss und wir miteinander an einer Strategie arbeiten. Bei uns sitzt das Recruiting mit am Entscheider·innen-Tisch.“
Fähigkeiten moderner Recuriter·innen
Wenn Veronika Gersdorf von Holmes Place an die Fähigkeiten moderner Recruiter·inenn denkt, kommen ihr zunächst die Folgenden in den Sinn: „Vertrieb, also gutes Verhandlungs-geschickt und Fingerspitzengefühl, aber auch Empathie und Menschenkenntnisse.“
Martha Meyer von der New Work SE erzählt: „Wir sagen bei uns Recruiting with hearts and minds. Was bleibt sind die diagnostischen Skills, das Urteilsvermögen, die Beratung von Hiring Manager·innen. Hinzukommen Fähigkeiten aus dem Minds-Bereich, wie z. B. Prozesse effizient im Griff haben und weiterentwickeln. Wir vergleichen unsere Arbeit auch gerne mit dem Auftritt eines Rockstars: Es soll ein Gefühl vermitteln werden, das sagt: Wir machen das heute nur für dich.“
„Ich würde das Thema Daten gerne hinzufügen – ein Bereich, der noch immer unterschätzt wird. Es ist extrem wichtig datenbasiert Entscheidungen zu treffen. Dafür benötigt es eine Datenbasis, die man als Recruiter·in kennen muss, um sie dann zu evaluieren. Das hilft auch gegenüber den Hiring Manager·innen, wenn es darum geht zu einer Entscheidung zu kommen“, so Björn Boldt von ABOUT YOU.
Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Recruiting
Auch im Recruiting ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz heiß diskutiert. Insbesondere mit ChatGPT hat das Thema in den letzten Monaten richtig Fahrt aufgenommen.
Was taugt ChatGPT im Active Sourcing?
In unserem kostenfreien Whitepaper erfahren Sie, wie Sie ChatGPT zielgerichtet im Active Sourcing einsetzen können – Expert·innen-Einschätzungen inklusive!
Wie ABOUT YOU damit umgeht, verrät Björn Boldt: „Wir nutzen es unterstützend – dort wo es hilft und wo es auch datenschutzrechtlich unproblematisch ist. Im Active Sourcing kann es beispielsweise als Inspiration dienen. Natürlich schauen wir, dass wir aufgrund von Kapazitätsengpässen alles, was möglich ist, automatisieren. Insbesondere bei repetitiven oder bei fehleranfälligen Aufgaben.“
Eine klare Meinung vertritt auch Dr. Magdalena Faulmüller von BDO: „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir als Recruiter·innen mutig sein sollten. Das heißt neue Dinge ausprobieren, um sie wirklich bewerten zu können. Wir müssen dabei keine Trendsetter·innen sein, aber sich vor neuen Trends zu verschließen, hilft uns nicht.“
„Wir nutzen KI zum Beispiel bei der Definition von Suchstrings. Auch in der aktiven Ansprache arbeiten wir mit Künstlicher Intelligenz und lassen z. B. Bilder individuell erstellen. Ein weiteres Thema, das wir uns auf die Fahne geschrieben haben, ist folgendes: Wir verwenden unsere Diagnostik dafür, um herauszufinden, wie gut Bewerbende mit KI umgehen. Ein Feld, was noch weitestgehend unbeackert ist“ sagt Martha Meyer von der New Work SE.
Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung
Veronika Gersdorf von Holmes Place beschreibt die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung wie folgt: „Wir arbeiten fast täglich zusammen. Bei uns ist es glücklicherweise so, dass sie 100 % Verständnis dafür haben, dass ich stets das Perfect Match suche und ich nicht das nächstbeste Talent direkt einstelle. Die Geschäftsführung wünscht auch regelmäßige Updates von mir und ist dabei sehr KPI getrieben.“
Björn Boldt von ABOUT YOU erzählt: „Bei uns ist die Geschäftsführung gar nicht weit weg. Wir sind natürlich auch ein sehr junges Unternehmen und haben eine junge Geschäftsführung. Ich arbeite beispielsweise an der Active-Sourcing-Priorisierung gemeinsam mit der Geschäftsführung, denn die haben natürlich nochmal einen ganz anderen Gesamtüberblick. Unsere Geschäftsführung weiß auch, dass die Mitarbeitenden das Kapital des Unternehmens sind und haben somit auch aktiv ein Interesse daran, beim Recruiting involviert zu sein.“
„Menschen zu finden, die Wirtschafsprüfer·in werden möchten, ist immer schwieriger geworden. Es war unsere Aufgabe den Beruf wieder attraktiv zu machen. Dafür habe ich mir was überlegt und konnte mit Rückendeckung der Geschäftsführung in die Umsetzung gehen. Ich habe den Auditor of the Future ins Leben gerufen. Diese Position gab es so noch nicht und wir haben nochmal ganz neu gedacht. Mit Erfolg. Es trudeln täglich Bewerbungen ein“ verrät Dr. Magdalena Faulmüller von BDO.
Beziehung zu den Hiring Manager·innen
„Die Zusammenarbeit mit den Hiring Manager·innen ist sehr spannend. Teilweise stehe ich noch vor der Herausforderung mich gegen alte Denkmuster durchzusetzen. Ich sehe mich als Sparrings Partnerin aber zeitgleich auch als Expertin, denn ich kenne den Arbeitsmarkt und weiß sehr gut, welche Bewerbungsprozesse funktionieren. Wenn für gewisse Positionen beispielsweise mehrere Gespräche, am besten noch mit dem gesamten Team, gewünscht sind, muss ich einfach auch mal Nein sagen. Es geht darum ein Verständnis zu schaffen, was mir auch sehr gut gelingt“, trägt Veronika Gersdorf von Holmes Place bei.
Martha Meyer von der New Work SE berichtet: „Unsere Hiring Manager·innen sollen alle ein Training bekommen, in dem wir die Prozesse an sich und unsere diagnostischen Standards durchgehen. Das Know-how variiert nämlich sehr stark. Es gibt immer wieder die Fälle, wo nur alle 2 Jahre mal ein neues Teammitglied gehired wird und andere die mit den Abläufen bereits sehr vertraut sind.“
Die Veränderungen im Recruiting werden uns auch in den nächsten Jahren weiter beschäftigen. Die Recruiting- und Employer-Branding-Lösungen von onlyfy unterstützen Sie dabei.
Was Sie außerdem interessieren könnte:

Kulturwandel in Unternehmen: Von Purpose, Flexibilität und Visionen
Passende Bewerbende bleiben aus? Neue Mitarbeitende verlassen das Unternehmen (viel) zu früh? Dann braucht es möglicherweise einen Kulturwandel im Unternehmen. Wie dieser gelingt, erfahren Sie im Be…