Quiet Quitting: Bedeutung, Auswirkungen und Gegenmaßnahmen

Kaum ein Begriff aus dem Personalmanagement hat in den vergangenen Monaten einen derart hohen Stellenwert in der öffentlichen Debatte eingenommen. Die Rede ist natürlich von Quiet Quitting – von jenem Phänomen, bei dem Mitarbeitende nur noch Dienst nach Vorschrift leisten.

Doch was genau ist unter Quiet Quitting zu verstehen, woher kommt dieser Begriff und was sind Gründe, warum Mitarbeitende von diesem Phänomen betroffen sind. Das und vieles mehr klären wir in diesem Beitrag.

Inhalt

Quiet Quitting Bedeutung: Was ist darunter zu verstehen?

Quiet Quitting beschreibt ein Verhalten von Mitarbeitenden, die nicht bereit sind, mehr in der Arbeit zu leisten als das vertraglich Festgeschriebene. Insbesondere die Aspekte Überstunden und Aufgaben außerhalb der Kerntätigkeit werden von diesen Menschen grundsätzlich abgelehnt.

Quiet Quitting bedeutet gleichzeitig nicht, dass Mitarbeitende ihren aktuellen Arbeitgeber ohnehin bereits aufgegeben haben und nur darauf warten, bis sich eine neue Möglichkeit ergibt. Vielmehr sind diese Mitarbeitenden schlichtweg nicht mehr bereit, die Extra-Meile zu gehen.

In der Regel zeichnet sich Quiet Quitting zwischen einer klaren Trennung zwischen Privat- und Berufsleben aus – die sogenannte „Hustle Culture“ wird abgelehnt, der Beruf stärker aus persönlichem Kalkül ausgeübt.

Wichtig ist gleichzeitig, den Begriff Quiet Quitting nicht mit innerer Kündigung – die bereits seit Jahren als Schreckgespenst durch die Personalabteilungen dieses Landes geistert – gleichzusetzen. Denn bei einer inneren Kündigung benötigt es nur das nächste Angebot, damit Mitarbeitende die Reißleine ziehen.

Überhaupt ist die negative Konnotation von diesem Verständnis Quiet Quitting allenfalls zu hinterfragen: Im eigentlichen Sinne geht es nämlich rein darum, dass Mitarbeitende ihr persönliches Wohlbefinden ins Zentrum stellen und nicht bereits sind, über das geforderte Maß hinaus in ihre Arbeit zu investieren.

Versteht man Quiet Quitting aber als stille Kündigung bzw. zumindest als eine äußerst geringe Arbeitsmoral durch fehlende Mitarbeitermotivation, so liegt auf der Hand, dass es sich hierbei um ein negatives Phänomen für Arbeitgeber handelt.

Losgetreten hat die Debatte rund um Quiet Quitting übrigens der TikToker „Zaidleppelin“, dessen Video zum Thema mehrere Millionen Mal geklickt wurde – hier betont der Nutzer, dass die Arbeit nicht der zentrale Lebensinhalt sein sollte.

Quiet Quitting Deutsch

Wortwörtlich übersetzt bedeutet Quiet Quitting stille Kündigung. Das ist aber kein wirklich zutreffendes Verständnis dieses Begriffs: Vielmehr geht es hier nicht um eine Kündigung, sondern rein darum, nicht mehr die Extra-Meile für einen Arbeitgeber zu gehen.

In den USA etwa, wo der Begriff großgeworden ist, trifft Quiet Quitting zu einem nicht unwesentlichen Teil Menschen, die eigentlich mit ihrem Arbeitgeber zufrieden sind – sie möchten nur die Belastung durch die Arbeit, wie etwa Überstunden, nicht mehr länger tragen.

Auswirkungen von Quiet Quitting

Wie stark Quiet Quitting bereits im Berufsalltag angekommen ist, zeigt eine Studie von Ring Central. Demnach ist für knapp 50 % der Deutschen eine Kündigung aktuell kein Thema, 34 % der Deutschen aber rechnen sich dem Trend Quiet Quitting zu.¹ Alarmierende Zahlen.

Quiet Quitting wird jedenfalls erst dann für Unternehmen zu einem tatsächlichen Problem, wenn daraus eine Motivationslosigkeit der Belegschaft resultiert. Dann nämlich gibt es vielfältige negative Auswirkungen für den Geschäftserfolg.

Niedrige Mitarbeitermotivation im Kontext von Quiet Quitting kann insbesondere diese vier negativen Begleiterscheinungen mit sich bringen

Folgende Auswirkungen können aus niedriger Mitarbeitermotivation resultieren:

  • Geringere Produktivität der Belegschaft
  • Höhere Fehleranfälligkeit
  • Geringere Innovationsfähigkeit des Unternehmens
  • Niedrigere Produkt- bzw. Service-Qualität

Gründe für Quiet Quitting

Quiet Quitting kann als Konsequenz einer Abwärtsspirale verstanden werden. In vielen Betrieben, die stark mit diesem Phänomen zu kämpfen haben, ist es nämlich so:

Durch Fachkräftemangel und Co wird es für Unternehmen im Recruiting schwieriger, die richtigen Mitarbeitenden zu finden. Die Konsequenz: Stellen bleiben langfristig unbesetzt, die gleichbleibend hohe Arbeitsbelastung verteilt sich auf weniger Schultern.

Das wiederum führt dazu, dass sich viele Mitarbeitenden mit einer hohen Arbeitsbelastung und Überstunden konfrontiert sehen. Kurzfristig dulden das viele, mittel- bis langfristig folgt die Resignation – Quiet Quitting setzt ein.

Quiet Quitting ist häufig das Resultat einer dreistufigen Abwärtsspirale

Quiet Quitting tritt zudem auch immer dann auf, wenn Arbeitgeber immer mehr von ihrer Belegschaft fordern, ohne diese Leistung ausreichend zu honorieren: Das beginnt bei mangelnder Wertschätzung und geht hin bis zum Ausbleiben entsprechender Entlohnung.

Natürlich kann Quiet Quitting aber auch eintreten, obwohl ausreichend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Auch hier sind die Gründe aber oftmals mit dem Arbeitgeber verbunden: Einerseits schafft es dieser nicht, die Mitarbeitermotivation hochzuhalten. Andererseits fehlt es an ausreichender Identifikation.

Gegenmaßnahmen für Unternehmen

Unternehmen müssen aber nicht tatenlos zusehen und eine geringe Arbeitsmoral – in einem negativeren Begriffsverständnis von Quiet Quitting – einfach so hinnehmen.

Vielmehr gibt es vielfältige Möglichkeiten, bereits vorab dem Risiko von Quiet Quitting vorzubeugen:

  • Cultural Fit ins Zentrum rücken: Die Identifikation mit einem Arbeitgeber kann vielfach bereits im Bewerbungsprozess abgefragt werden, etwa indem dem Cultural Fit ein hoher Stellenwert beigemessen wird.
  • Zeigen Sie, wofür Sie stehen: Auch Employer Branding ist in diesem Zusammenhang wichtig: Zeigen Sie Interessent·innen bereits vorab, wofür Sie als Arbeitgeber stehen und welche Unternehmenskultur vorherrscht. So können Sie die Identifikation ihrer Neueinstellungen erhöhen und damit das Risiko von Quiet Quitting reduzieren.
  • Schätzen Sie Leistungen wert und honorieren Sie sie: Zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden, dass Sie deren Leistungen wertschätzen – sei es mit einem anerkennenden Lob, gewissen Extras oder einem Bonus. So machen Sie deutlich, dass Sie gute Leistungen über das Mindestmaß hinaus nicht als Selbstverständlichkeit erachten.
  • Investieren Sie in Mitarbeitermotivation: Überhaupt sollten Sie vielfältige Maßnahmen setzen, um Ihre Mitarbeitenden zu motivieren und zu guten Leistungen anzuspornen. In unserem Beitrag zu Mitarbeitermotivation haben wir Ihnen hierfür verschiedene Maßnahmen zusammengetragen.
  • Stellen Sie eine hohe Work-Life-Balance ins Zentrum: Dem Phänomen von Quiet Quitting liegt der Wunsch nach einer höheren Work-Life-Balance zugrunde. Und dieser Wunsch ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen – und sollte demnach von Unternehmen auch in Betracht gezogen werden. Konkret bedeutet dies, dass Arbeitgeber heute kaum daran vorbeikommen, flexible und freizeitfördernde Modelle anzubieten. Führung in Teilzeit, die 4-Tage-Woche, Home- und Mobile-Office, mehr Urlaubstage – bereits heute gibt es viele Unternehmen, die hier entschlossen vorangehen.
  • Hören Sie hin: Schließlich sollten Sie auch genau hinhören, wie es Ihren Mitarbeitenden geht – am besten in Form von regelmäßigen Gesprächen. Durch wiederkehrende Nachfragen stellen Sie sicher, dass Sie frühzeitig erkennen, sollte sich eine gewisse Unzufriedenheit bei Ihren Mitarbeitenden breit machen.

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Fazit

Wichtig ist bei der Auseinandersetzung mit Quiet Quitting, die eigentliche Bedeutung des Begriffs zu hinterfragen: Dass Mitarbeitende sich dagegen wehren, ohne Gegenleistung überdurchschnittlich viel in ein Unternehmen zu investieren, ist nämlich grundsätzlich durchaus legitim.

Auch, wenn es genügend Beispiele für Unternehmen gibt, in denen genau das der Fall ist – häufig durch eine sehr starke Identifikation der Belegschaft mit dem Arbeitgeber. Vor allem in Start-ups etwa ist es nicht unüblich, dass Mitarbeitende sehr viel investieren, auch ohne entsprechende monetäre Vergütung.

Bedeutet Quiet Quitting aber eine gewisse Motivationslosigkeit, dann besteht hier tatsächlich eine gefährliche Tendenz für Arbeitgeber. Denn fehlende Mitarbeitermotivation resultiert in der Regel in rückgängiger Produktivität und höherer Fehleranfälligkeit.

Dem können Sie als Unternehmen entgegenwirken, indem Sie einige Maßnahmen zu einer höheren Motivation und stärkeren Identifikation Ihrer Belegschaft setzen. Wir haben Ihnen in diesem Beitrag einige Beispiele hierfür gegeben.


¹ Ring Central, Studie zu Arbeitszufriedenheit und Mitarbeitermotivation, 2023.