Es gibt eine Vielzahl verschiedener Arbeitszeitmodelle. Deshalb ist es in der Praxis oftmals gar nicht so einfach, das optimale Modell für einen konkreten Fall auszuwählen. In diesem Beitrag finden Sie eine Übersicht verschiedener Arbeitszeitmodelle – inklusive den gängigsten Vor- und Nachteilen, die mit diesen einhergehen.
Inhalt
Arbeitszeitmodelle im Überblick
Die Normalarbeitszeit liegt bei 35-40 Stunden pro Woche, welche in der Regel auf fünf Tage aufgeteilt werden. Die Aufteilung erfolgt meist so, dass die Arbeitszeit an jedem Tag in etwa gleich ist. Diese festgelegte Arbeitszeit pro Tag (meist acht Stunden) ist also nicht variierbar. Die starre Struktur des Modells der Normalarbeitszeit entspricht allerdings heute oft nicht mehr den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten. Die Festlegung der Arbeitszeit muss an den folgenden drei Faktoren ausgerichtet werden – dadurch wurden unterschiedliche Arbeitszeitmodelle entwickelt:
- Wünsche/Bedürfnisse der Mitarbeitenden (z. B. aufgrund ihrer individuellen Situationen)
- Bedürfnisse von Kund·innen (z. B. der Wunsch nach längeren Öffnungszeiten)
- wirtschaftliche Gegebenheiten (z.B. in der Produktion, Landwirtschaft, Gastronomie)
Aufgrund dieser zu berücksichtigenden Faktoren nimmt der Einsatz flexibler Modelle stetig zu. Es haben sich unzählige Arbeitszeitmodelle entwickelt. Grundlage für die Unterscheidung verschiedener Arbeitszeitmodelle ist die Differenzierung nach den drei Parametern:
- Dauer
- Lage
- Verteilung
Die Dauer beschreibt den Arbeitsumfang. Lage und Verteilung der Arbeitszeit legen fest, wie der vereinbarte Umfang auf die einzelnen Monate bzw. Wochen oder Tage verteilt werden soll. Also z.B., an welchen Tagen Angestellte arbeiten und zu welcher Tageszeit dies geschieht. Je nachdem, wie flexibel diese Parameter festgelegt werden, entstehen verschiedene Arbeitszeitmodelle. Hierzu zählen zum Beispiel Teilzeitarbeit, Home-Office, Hybrid Work, bzw. Telearbeit, Schichtarbeit, Job-Sharing, Arbeitszeitkonten, Vertrauensarbeitszeit oder eine amorphe Arbeitszeit. Im Folgenden werden einige dieser Arbeitszeitmodelle mit ihren Vor- und Nachteilen näher erläutert.
Arbeitszeitmodell Teilzeit
Eine sehr verbreitete Variante der Arbeitszeitmodelle ist die Teilzeitarbeit. Dabei wird die Stundenanzahl eines Angestellten reduziert. Dies kann in verschiedenen Ausprägungen geschehen:
- halbtags: Die Stundenzahl pro Arbeitstag wird um die Hälfte vermindert.
- Blockteilzeit: Längere Arbeitsphasen und Freizeitphasen wechseln sich ab.
- Festlegung fixer Wochentage, an denen gearbeitet wird.
Das Modell der Teilzeit räumt Angestellten zwar mehr Freizeit ein, ist aber, was die Zeitsouveränität der Mitarbeitenden anbelangt, relativ starr. In der Regel werden, je nachdem welche Ausprägung gewählt wird, die Arbeitstage und –zeiten wie bei der Normalarbeitszeit genau festgelegt.
Vorteile der Teilzeit | Nachteile der Teilzeit |
flexiblerer Einsatz des Personals | mehr Organisationsaufwand |
bessere Abfederung von Auslastungsschwankungen | höhere Lohnnebenkosten |
Nutzung der betrieblichen Randarbeitszeiten | Zunahme der Wahrscheinlichkeit für Missverständnisse/Kommunikationsprobleme |
Mitarbeitende sind meist zufriedener und leistungsfähiger | Mitarbeitende haben ein geringeres Einkommen und somit möglicherweise nicht ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung |
höhere Produktivität | oft hemmende Wirkung auf Karriere |
weniger Fehlzeiten | |
Weiterbeschäftigung von Angestellten, die z. B. familiäre Verpflichtungen haben | |
mehr Kompetenzen, mehr Vielfalt | |
bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie | |
höhere Lebensqualität |
Eine spezielle Form der Teilzeit ist das Arbeitszeitmodell der Altersteilzeit. Hierbei können Angestellte über 55 Jahren die Arbeitszeit halbieren, aber dennoch weiterhin 70% ihres bisherigen Nettogehalts beziehen. Die „Halbierung“ der Arbeitszeit kann dabei auf verschiedene Arten erfolgen:
- Halbierung der Arbeitszeit über den gesamten Zeitraum (max. zehn Jahre) = Flexial-Altersteilzeit
- Die Angestellten arbeiten die erste Hälfte normal zu 100% weiter und danach zu 0% = Block-Altersteilzeit
- Schrittweise Reduktion der Arbeitszeit bis zur Pensionierung – Schaffung eines fließenden Übergangs.
Teilung eines Arbeitsplatzes
Die Aufteilung einer Stelle auf zwei Mitarbeitende ist eine gute Möglichkeit, um Angestellten mehr Freizeit einzuräumen wie auch eine relativ flexible Zeitgestaltung zu bieten. Im Rahmen der Teilung einer Stelle unterscheidet man zwei Arbeitszeitmodelle:
- Job-Splitting: Eine Vollzeitstelle wird in zwei voneinander unabhängige Teilzeitstellen aufgeteilt.
- Job-Sharing: Dabei erfolgt keine vollständige Trennung der beiden Arbeitsplätze. Die Stellen sind eng vernetzt und die Angestellten arbeiten folglich eng zusammen. Die individuelle Arbeitszeit kann durch Absprache relativ flexibel gehandhabt werden.
Das Job-Sharing lässt sich nochmals untergliedern in:
- Tandem-Arbeit/Komplementär-Arbeit: Die individuelle Arbeitszeit kann nicht ohne Weiteres variiert werden.
- Split-Level-Sharing: Teilung einer Stelle aufgrund unterschiedlicher Qualifikationsniveaus.
- Partner-Sharing: Aufteilung der Arbeit unter Eheleuten / Paaren.
- Job-Pairing: Sehr enge Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden. Alle wichtigen Entscheidungen werden dabei gemeinsam getroffen.
Vorteile geteilter Arbeitsplätze | Nachteile geteilter Arbeitsplätze |
flexiblere Zeiteinteilung für Angestellte | Absprachen kosten Zeit = hoher Koordinationsaufwand |
höhere Leistung durch zwei Angestellte | Voraussetzung ist eine gute Kommunikations- und Teamfähigkeit der Angestellten |
mehr Kompetenzen, mehr Vielfalt, mehr Innovationskraft | Vertrauensbasis zwischen den Angestellten notwendig |
verantwortungsvolle Aufgaben können in Teilzeitarbeit erledigt werden | evtl. Missverständnisse |
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Arbeitszeitkonten
Mithilfe von Arbeitszeitkonten kann die Arbeitszeit innerhalb eines vereinbarten Zeitraums flexibel eingeteilt werden. Je nach der Länge der festgelegten Zeitspanne lassen sich dabei die Arbeitszeitmodelle Kurzzeit- und Langzeitkonten unterscheiden:
- Kurzzeitkonten beziehen sich auf eine Spanne von bis zu einem Jahr. Hierzu zählt zum Beispiel das
Jahresarbeitszeitkonto, im Rahmen dessen die Arbeitszeit, auf 12 Monate bezogen, flexibel eingeteilt werden kann. Im Jahresdurchschnitt sollte allerdings die vereinbarte Stundenzahl eingehalten werden. - Ein Langzeitkonto ist beispielsweise das Lebensarbeitszeitkonto. Überstunden werden hierbei über einen längeren Zeitraum gesammelt und dann für eine frühere Pensionierung, eine Auszeit zu Weiterbildungszwecken, o.Ä. verwendet.
Vorteile von Arbeitszeitkonten | Nachteile von Arbeitszeitkonten |
flexiblere Zeiteinteilung für Angestellte | keine Auszahlung von Überstunden für Angestellte |
optimale Anpassung an momentane Lebenssituation | höherer Koordinationsaufwand |
flexibler Einsatz von Mitarbeitenden | |
Abfederung von Auftragsspitzen (ohne Bezahlung von Überstunden) | |
bessere Bewältigung von Krisenzeiten (Vermeidung von Kurzarbeit) |
Arbeitszeitmodell Home-Office
Ein weiteres Arbeitszeitmodell, das immer häufiger genutzt wird, ist die Möglichkeit zum Home-Office. Angestellte erledigen ihre Arbeit dabei von zu Hause aus. Dies wird durch moderne Kommunikationsmittel (Tele- bzw. Videokonferenzen, Messaging-Dienste, etc.) ermöglicht. Die Einteilung der Arbeitszeit bleibt daher in der Regel allen selbst überlassen.
Vorteile von Home-Office | Nachteile von Home-Office |
Möglichkeit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie | evtl. mangelnde Konzentration |
evtl. produktiveres Arbeiten, da weniger Ablenkungen | wenig sozialer Kontakt, folglich soziale Abkapselung |
Steigerung von Zufriedenheit und Motivation der Belegschaft | „schlechtes“ Arbeitsklima |
geringerer Bedarf an Büroräumen = Kostenersparnis | evtl. zusätzliche Kosten für benötigte Technik |
Zeitgewinn durch das Wegfallen des Arbeitsweges | keine Kontrolle über tatsächliche Arbeitszeit |