Recruiting-Wissen

Recruiting Trends 2024: KI, Soft Skills und neue Zielgruppen

Michael Rothschädl
11 min.

Recruiting Trends 2024, wie etwa der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, die Erfüllung der Erwartungen von Kandidat·innen oder aber eine Fokussierung auf Soft Skills und Potentiale, werden im kommenden Jahr die Branche nachhaltig verändern. Wir von onlyfy by XING haben die wichtigsten Trends im Recruiting für 2024 mit ausgewiesenen Branchen-Expert·innen diskutiert und für Sie zusammengefasst, damit Sie diese zielgerichtet in der täglichen Praxis nutzen können.

Evergreen-Themen auch 2024 von Relevanz

Recruiting Trends 2024 stehen teilweise in engem Zusammenhang mit den großen Evergreens, die auch im Vorjahr die Branche auf Trab hielten. Beispielsweise die Candidate Experience, also die Gestaltung von Prozessen, die die Bedürfnisse der Kandidat·innen ins Zentrum rücken, wird im kommenden Jahr wichtiger denn je. Vor allem in der ersten Jahreshälfte sahen sich etwa viele Unternehmen mit dem Phänomen Ghosting konfrontiert, Bewerber·innen meldeten sich mitten im Recruiting-Prozess plötzlich nicht mehr. Ein Grund dafür: zu lange, aufwändige Prozesse.

Der Trend geht hier klar in die Richtung, dass Unternehmen künftig schlankere und angenehmere Bewerbungsprozesse bieten müssen, um Kandidat·innen nicht zu verlieren. Ebenfalls wichtig: der Einsatz von künstlicher Intelligenz im Recruiting. Einer Studie des M.I.T. zufolge sind Produktivitätssteigerungen um bis zu 14 % möglich, wenn generative AI zielgerichtet in den Arbeitsalltag integriert wird.¹ Gleichzeitig müssen sich Recruiter·innen bewusst sein, dass dem Einsatz von KI vonseiten der Job-Suchenden mit Skepsis begegnet wird. So werden KI-basierte Chatbots beispielsweise von 37 % der Kandidat·innen abgelehnt, wie eine Studie von Marketagent im Auftrag von onlyfy by XING herausfinden konnte. Trotz aller Skepsis gibt es einige spannende Einsatzfelder von künstlicher Intelligenz in der Personalgewinnung und damit klare Recruiting Trends 2024. Beispiele hierfür könnten sein:

  • Erstellung von Stellenanzeigen
  • Texte für Anschreiben und die Kommunikation mit Bewerbenden
  • Screening von eingehenden Bewerbungen
  • Generierung von Interviewfragen für Bewerbungsgespräche
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Wie können wir künstliche Intelligenz in unser Berufsleben – und damit auch ins Recruiting – integrieren? Welche Vorteile bietet es? Und wo liefert der Mensch noch deutlich bessere Ergebnisse?

Außerdem wird die Arbeit mit Daten und die Nutzung konkreter Kennzahlen in der Personalgewinnung auch in Hinblick auf die Recruiting Trends 2024 ein wichtiges Thema darstellen – Stichwort: Data-driven Recruiting. Es geht darum, anhand klarer Recruiting-KPIs aufzeigen zu können, wie Prozesse verbessert und beschleunigt werden können und welche Einsparungen dadurch erzielt werden können. Außerdem sind Sie so in der Lage, datenbasiert die richtigen Entscheidungen zu treffen, um möglichst effizient mit dem vorhandenen Budget umzugehen. Ein Beispiel: Sie sehen, dass die Kosten pro Bewerbung über Plattform A deutlich geringer sind? Dann setzen Sie künftig gezielt mehr Budget genau auf diesen Kanal.

Die Arbeitswelt ist im Wandel und bringt vielfältige Recruiting Trends 2024 mit sich, die im kommenden Jahr der Branche ihren Stempel aufdrücken werden. Es geht dabei darum, optimale Prozesse zu bieten, um damit der Machtverschiebung hin zu den Bewerbenden Rechnung zu tragen – ihre Bedürfnisse und Erwartungen sollen im Fokus stehen. Und nicht andersherum. Zudem hat die Personalgewinnung den klaren Auftrag, ebenfalls bereits an der Retention der Belegschaft mitzuwirken – also prophylaktische Maßnahmen zu setzen, um die Wahrscheinlichkeit einer Abwanderung der Neueinstellungen auf ein Minimum zu reduzieren. Außerdem gilt es, dem knappen Angebote an Arbeitskräften mit neuen Konzepten entgegenzuwirken. Folgende Recruiting Trends 2024 werden demnach definitiv auf der Agenda stehen:

  • Employer Branding im Lichte von Rezession & Co
  • Soft Skills und Potenziale statt klarem Anforderungsprofil
  • Erwartungen neuer Zielgruppen kennen und erfüllen
  • Retention und Recruiting Hand in Hand
  • Internationales Recruiting weitergedacht
  • Marketing-Einflüsse auf die Personalgewinnung nutzen

Employer Branding im Lichte von Rezession & Co 

Employer Branding an sich ist kein neues Thema, und doch muss es unter den Recruiting Trends 2024 aufgegriffen werden. Konkret geht es um die Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen – Rezession, Inflation & Co – um eine Arbeitgebermarke aufzubauen, die das Recruiting in Zeiten wie diesen tatsächlich unterstützen kann. Faktoren wie das Gehalt (als Reaktion auf die hohe Inflation) oder die Arbeitsplatzsicherheit (getrieben durch die wirtschaftliche Rezession) sind in der Job-Suche wieder im Fokus. Durch gezieltes Employer Branding können Sie sich aktiv zu diesen Entwicklungen positionieren und so ein attraktives Image aufbauen. Folgende übergreifende Entwicklungen, die 2024 hoch im Kurs stehen werden, könnten Sie etwa berücksichtigen:

  • Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung
  • Diversität und Inklusion
  • Ortsunabhängiges Arbeiten (Remote Work, Workation & Co)

Greifen Sie Argumente wie Job-Sicherheit oder das Gehalt auf Ihrer Karriereseite, Ihrem Employer Branding Profil oder Ihren Stellenanzeigen auf. Durch diese aktive Positionierung unterstützt Sie Ihre Arbeitgebermarke mit starken Argumenten im Recruiting.

Statt exakt nach jenem Skill- und Erfahrungsset zu suchen, das eine Person zum optimalen Erfüllen einer Rolle jetzt brauchen würde, stellt die Suche nach entwickelbaren Potenzialen einen klaren Recruiting Trend 2024 dar. Talente kommen also nicht als vollständig auf die Rolle hin ausgebildete Arbeitskräfte ins Unternehmen, sie bekommen im Betrieb den Raum, sich in diese Richtung weiterzuentwickeln. Ganz konkret könnte hier etwa eine gemischte Strategie im Recruiting Sinn machen, in der gewisse Schlüsselpositionen mit Senior-Experts besetzt werden, andere wiederum aber über Werkstudent·innen- oder Junior-Positionen von jungen Talenten bekleidet werden. Dieses Verständnis gilt übrigens auch für den aktuellen Personalbestand: Im Sinne von Up- und Reskilling werden notwendige Kompetenzen intern aufgebaut und bestehendes Personal für neue Rollen weitergebildet, statt jeglichen Bedarf extern zu decken.

Aaron Noack, Recruiting-Experte der New Work SE

„Ein Fokus auf Skills und Potenziale birgt im Recruiting vielfältige Vorteile. Einerseits können die Einstellungskosten meist reduziert werden, andererseits steigt durch die enge Verzahnung mit der Personalentwicklung in der Regel auch die Mitarbeiterbindung – und Talente werden genau so entwickelt, wie es für eine optimale Erfüllung der Rolle notwendig ist.“

Aaron Noack, Recruiting-Experte New Work SE

Erwartungen von neuen Zielgruppen kennen und erfüllen

Unter dem Begriff „Candidate Expectations“ ist einer der zentralsten Recruiting Trends 2024 zu verstehen, der darauf abzielt, die konkreten Erwartungen von verschiedenen Zielgruppen in den gesamten Recruiting-Prozess miteinzubeziehen. Immer mehr Vertreter·innen der Gen-Z strömen etwa auf den Arbeitsmarkt, die zunehmend über soziale Medien nach Jobs suchen, sich schlanke Prozesse erwarten und für die Work-Life-Balance hoch im Kurs steht. Ebenfalls Thema: die unterschiedlichen Erwartungen, die Blue- und White-Collar Arbeitnehmer·innen an ein Unternehmen haben, wie eine forsa Studie im Auftrag von onlyfy by XING zeigen konnte. Fest steht, dass Recruiting-Teams sich dieser Erwartungen bewusst werden müssen und ihnen mit konkreten Anpassungen der internen Prozesse begegnen sollten. Oder anders gesagt: Der Mensch hinter dem Lebenslauf muss wieder ins Zentrum gerückt werden.

Lunch Session

Trends im Recruiting 2024

In dieser 30-minütigen Lunch-Session diskutieren Adrian Krastev und Alexander R. Petsch, CEO des HRM Institute, die Aussichten für das kommende Recruiting-Jahr!

Keine Auseinandersetzung mit den Recruiting Trends 2024 wäre ohne die Themen Recruiting, Retention und deren Zusammenspiel möglich. Unternehmen sollten sich hierbei überlegen, wie Sie bereits in der Personalgewinnung Maßnahmen setzen können, um neu eingestellte Mitarbeitende auch langfristig im Betrieb zu halten. Dazu zählt natürlich ein angenehmer, wertschätzender Prozess. Aber auch ein sogenanntes Pre-Onboarding zwischen Vertragsunterzeichnung und erstem Arbeitstag könnte früh für eine erhöhte Bindung sorgen. Zudem kann dem Faktor Mitarbeiterbindung auch in der Personalauswahl Rechnung getragen werden – Aspekte wie der Cultural Fit stellen einen wichtigen Einflussfaktor auf die Bindung dar. Wird dieser entsprechend in den Recruiting-Prozess inkludiert, so können Mitarbeitende eingestellt werden, die wahrscheinlicher lange im Unternehmen bleiben. Drei konkrete Beispiele für ein gelungenes Zusammenspiel aus Recruiting und Retention wären etwa:

  • Regelmäßiger Kontakt zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden zwischen Vertragsunterzeichnung und erstem Arbeitstag – beispielsweise regelmäßige Lunch- und Coffee-Dates oder kurzer Kontakt per Mail oder Telefon.
  • Inklusion von Fragen zum Cultural Fit im Bewerbungsgespräch, um Mitarbeitende einzustellen, die nicht nur fachlich, sondern auch menschlich und kulturell ins Team passen.
  • Team-Kennenlernen als Teil des Bewerbungsprozesses, um beiden Seiten vorab einen ersten Eindruck vom Gefüge zu geben und überprüfen zu können, ob das Team und der·die Kandidat·in zueinanderpassen.

Internationales Recruiting weiter gedacht

Ein spannendes Thema unter dem Gesichtspunkt von Recruiting Trends 2024 ist die Suche und Ausbildung von speziellen Fachkräften im Ausland, um dem grassierenden Fachkräftemangel in gewissen Branchen zu begegnen. Simon Leissinger, Geschäftsführer der Personalberatung ISG, erzählt von einem entsprechenden Projekt des Unternehmens: Aktuell sucht die Personalberatung nämlich für besondere Positionen auch in Ländern wie etwa Mexiko oder Indien nach Arbeitskräften mit entsprechender Qualifikation. Diese Kandidat·innen werden in der Folge mit den suchenden Unternehmen vernetzt. Im Fall eines Matchs durchlaufen die Talente einen intensiven Deutschkurs im Heimatland und sind im Durchschnitt in 9 bis 12 Monaten bereit, beim Unternehmen zu starten. Gesucht wird lediglich in Ländern, in denen ein Überangebot dieser Fachkräfte besteht, während es in der D-A-CH-Region einen Mangel gibt. Dieses Vorgehen eignet sich besonders gut, um proaktiv in die Deckung von künftigem Bedarf zu investieren.

Simon Leissinger, Country Manager bei ISG Personalmanagement

„In schwierigen Branchen, in denen der Bedarf immer schwerer gedeckt werden kann, ist die Suche in Drittländern in Kombination mit dem klassischen Recruiting in der D-A-CH-Region äußerst vielversprechend.“

Simon Leissinger, Geschäftsführer ISG

Marketing-Einflüsse aufs Recruiting nutzen

Eine Stellenanzeige ist heute keine einfache Einschaltung eines Inserats auf einer Plattform. Nein, es ist eine ganze Kampagne, in der verschiedenste Kanäle eingesetzt werden, um tatsächlich maximale Aufmerksamkeit für Ihre offene Stelle zu erzielen. Dabei steht und fällt der Erfolg mit dem Zusammenspiel verschiedenster beruflicher und privater Plattformen – von XING und kununu bis hin zum klassischen Social-Media-Account wie Instagram. Es geht heute darum, Talente auch im privaten Umfeld anzusprechen und so das Interesse für Ihre Karriere-Optionen zu steigern. Dieses Vorgehen eignet sich auch dazu, um nachhaltige Talent-Pipelines für Betriebe aufzubauen. Hier wird für Karriere-Möglichkeiten in Ihrem Betrieb geworben, ohne konkret auf eine gewisse offene Stelle einzugehen. Vielmehr geht es darum, mit potenziellen Kandidat·innen ins Gespräch zu kommen.

Unter dem Gesichtspunkt der Recruiting Trends 2024 zeichnen die Einflüsse des Marketings auch Auswirkungen auf die dahinterliegenden Recruiting-Prozesse ab: Lange, zähe Bewerbungsformulare mit zig Daten-Eingaben waren gestern. Vielmehr braucht es heute schlanke, mobil-optimierte Verfahren, die für Kandidat·innen weniger mühsam und vielmehr aufregend anmuten. Nur so kann es Unternehmen gelingen, die Absprungrate im Prozess auf ein Minimum zu reduzieren und damit das Maximum aus der hart-erkämpften Aufmerksamkeit für seine offenen Stellen rauszuholen.

Viele der Einflüsse des Marketings auf die Personalgewinnung lassen sich mit entsprechenden Tools in der Praxis umsetzen: Job-Anzeigen, wie die onlyfy one Stellenanzeigen, werden heute von vornherein über einen gezielten Mix an Plattformen ausgespielt. In der Regel werden zudem angenehme Bewerbungsmöglichkeiten – wie etwa eine XING Sofort-Bewerbung – angeboten, um eine hohe Bewerbungsrate sicherzustellen.

Auch das kommende Jahr steht wieder ganz im Zeichen der Auswirkungen, die Fachkräftemangel und Co für die Personalgewinnung haben. Dieser Umstand äußert sich in den vorgestellten Recruiting Trends 2024 und erfordert einerseits, dass Prozesse stärker an die Erwartungen und Ansprüchen der Bewerbenden ausgerichtet werden und damit der Machtverschiebung hin zu den Job-Suchenden Rechnung getragen wird. Andererseits müssen sich Recruiting-Teams angesichts steigender Auslastung noch effizienter aufstellen, um mit begrenzten Ressourcen weiterhin erfolgreich rekrutieren zu können. Dafür benötigt es die Unterstützung smarter Tools, wie etwa des onlyfy one Bewerbungsmanagers. Zudem wird auch KI weiterhin an Einfluss in der täglichen Arbeit gewinnen.

Zur selben Zeit wird Recruiting immer mehr zur Marketing-Kampagne, in der es gilt, maximale Aufmerksamkeit für offene Stellen zu generieren und diese im besten Fall über optimierte Prozesse in Bewerbungen zu verwandeln. Dafür werden 2024 spezielle Bewerbungsformen an Relevanz gewinnen, die auf eine schnelle und angenehme Absendung am besten via mobiles Endgerät abzielen. Ähnliche Prozesse werden auch zum Einsatz kommen, um Talent-Pipelines noch effizienter aufzusetzen und so unabhängig von konkreten Positionen Bewerbungen aus relevanten Zielgruppen zu erzielen. Dieser Trend zielt darauf ab, grundsätzliche Interessent·innen zu identifizieren und erst im Nachgang zu konkreten Bewerbenden für gewisse Positionen umzuwandeln. Insgesamt aber wird ein modernes, digitalisiertes und bewerbenden zentriertes Recruiting eine notwendige Basis darstellen, um auch weiterhin ausreichend qualifiziertes Personal zu finden.

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¹ Generative AI at Work, Studie: https://danielle-li.github.io/assets/docs/GenerativeAIatWork.pdf